Dr. (phil.) Peter Kossack

Lehren & Lernen an der UP

Aus dem Projektabschlussbericht

Laufzeit: 01.04.2021 - 31.03.2022

1. Welche (Haupt-)Ziele wollten Sie erreichen?

Ziel 1. Weiterentwicklung der Unterstützung individueller und kooperativ-interaktiver Lernprozesse der Studierenden durch den elaborierten Einsatz der durch Moodle/Zoom ermöglichten Lernaktivitäten (in denen Lerngegenstand (Bildungsgehalt), Lernmaterial und Lernpraktik vermittelt werden).

Ziel 2. Der hochschuldidaktisch begründete Wechsel von synchronen (v.a. Kooperation und Sicherung des Anforderungsniveaus) und asynchronen Lernphasen (v.a. individuelle Erarbeitungsphase & Vorbereitung der mit den Prüfungsleistungen verbundenen Kompetenzen: gezielte Recherche wissenschaftlicher Literatur, Paraphrasieren, theoriegebunden Argumentieren, wissenschaftliches Wissen auf Fallsituationen hin transformieren).

Zu Ziel 1:

Im Kontext der Umstellung auf onlinebasierte Lerngelegenheiten, in denen Studierende einen nicht unerheblichen Anteil selbstorganisiert lernen, wurden zum Sommersemester 2021 die asynchronen Lerngelegenheiten didaktisch neu strukturiert. Ausgehend von der Annahme, dass Lernen verstanden werden kann als bedeutungsgebender Prozess (Signifikationsprozess), indem ein je konkreter Lerngegenstand mit einem spezifischen Bildungsgehalt mittels einer Lernpraktik bearbeitet wird (vgl. z.B. Forneck 2005, Klingovsky & Kossack 2007) wurden die Lernaktivitäten im Seminar entlang dieser didaktischen Struktur konzipiert. Die entwickelten Lernaktivitäten (LA) werden so konstruiert, dass mit ihrer Realisierung die Vermittlung von Lerninhalt und Lernpraktik so gelingt, dass die Studierenden an dem Lerngegenstand eine fachlich anerkannte Lesart entwickeln. Der Zusammenhang von materialer und formaler Dimension des Lernprozesses wurde reflexiv zugänglich gemacht, indem dieser in den jeweiligen Lernaktivitäten methodisch ausdrücklich wurde. Damit sollte bei den Studierenden ein reflexives Verhältnis zu den eigenen Lernprozessen angeregt werden. Den Studierenden soll so die Möglichkeit nahegelegt werden eine Perspektive auf den je eigenen Lernprozess einzunehmen, die über die „Erledigung von Aufgaben“ hinausgeht und die (Weiter-) Entwicklung von Lernstrategien unterstützt.

Zu Ziel 2:

Auf der Grundlage der in den ersten beiden Semester gemachten Erfahrungen mit synchroner und asynchroner onlinebasierter Lehre wurde für das Sommersemester 2021 die didaktische Struktur der Seminare auf einen systematischen Wechsel von synchronen und asynchronen Lehr-Lerngelegenheiten hin optimiert. In den asynchronen Lernphasen wurden hauptsächlich individuelle Lernwege konzeptualisiert. Somit konnten von den Studierenden die Wahl des Ortes, der Zeit und der Dauer selbstorganisiert gesteuert werden. Die Lernpfade bestanden aus einer oder mehreren Lernaktivitäten, in denen der jeweilige Lerngegenstand bearbeitet werden konnte (zur exemplarischen Erläuterung vgl. 4.). Die dazu entwickelten synchronen Lehr-Lerngelegenheiten (jede zweite Woche) zielten didaktisch auf die kooperative (peer2peer), durch die Lehrenden begleitete Vertiefung und Sicherung des zuvor individuell Erarbeiteten ab. Dabei wurden in der synchronen Lehr-Lerngelegenheit erstens über einen kooperativen Erfahrungsaustausch zu der Selbstlernphasen die Reflexionskompetenz angeregt und zweitens über ein durch die Lehrenden strukturiertes „Wissensplattformtreffen“ die Diskursfähigkeit der Studierenden zu dem jeweiligen Lerngegenstand evaluiert und ggf. durch gezielte kommunikative Interventionen hergestellt.

Zum Wintersemester 2021/22 wurde das Seminarangebot im Kontext der PppH-Seminare weiter diversifiziert. Während ein Teil der Seminare die zum Sommersemester entwickelte Struktur weiterführte (aufgrund der Anzahl der Studierenden und der begrenzten Belegungskapazität der Räume (50%) wurden die einzelnen Seminargruppen noch einmal in A- und B-Gruppen aufgeteilt, was wiederum zu asynchronen (onlinebasierten) und synchronen (hybride Präsenz) Seminaranteilen führte. Ein anderer Teil der Seminare wurde in Vollpräsenz mit einer neu entwickelten Struktur durchgeführt. Hierbei wurde stärker, als im Sommersemester 2021 entwickelt, die kooperative fallbasierte Auseinandersetzung mit den Lerngegenständen ins Zentrum gestellt.

Einschätzung zur Erreichung der Ziele:

In Bezug auf die konkrete didaktische Umsetzung der im Projektantrag formulierten Ziele kann davon gesprochen werden, dass diese vollständig erreicht wurden (vgl. 4.).

Inwiefern die hochschuldidaktische Umsetzung dieser Ziele auch die gewünschten Effekte bei den Studierenden hatten, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt schwer bestimmen. Vorläufig kann von einem gemischten Bild gesprochen werden.

Die im Rahmen von formativen Evaluationsmethoden im Seminar qualitativ erhobenen Daten zeigen ein diverses Bild. Die Studierenden haben die Selbstlernumgebung sehr gut angenommen und konnten sich selbstorganisiert in dieser sehr gut bewegen, zugleich ist aber eine Tendenz im Wintersemester 2021/22 zu beobachten gewesen, dass eine noch unklare aber im Vergleich zu den vorhergehenden Semestern höhere Anzahl von Studierenden die Veranstaltung / das Praktikum nicht abgeschlossen haben. Die endgültigen Daten liegen noch nicht vor. Aus Gruppengesprächen mit den Studierenden lassen sich wenigstens drei mögliche Gründe für die wahrscheinlich höhere Abbruchquote im Wintersemester 2021/22 rekonstruieren:

1. Die Studiensituation wurde im Wintersemester von Studierenden, auch im Vergleich zu den vorhergehenden Semestern, teilweise als schwieriger erlebt, da pandemiebedingt die Umsetzung der Lehrveranstaltungen in den verschiedenen Fakultäten und Instituten sich teilweise mehrfach und unsynchronisiert veränderte. Von der Präsenzlehre in die Onlinelehre und von dieser in die hybride Lehre. Die Rückmeldung von Studierenden war, dass alle genannten Formen zeitlich parallel wahrgenommen werden mussten, sodass sich im Vergleich zu den vorhergehenden onlinebasierten Semestern eine für die Studierenden anforderungsreichere Studienpraxis zeigte (Teilnahme an Seminaren im Auto, etc.)

2. Eine erhöhte Zoom-Müdigkeit nach drei onlinebasierten Semestern, im Kontext der Hoffnung im Oktober „endlich“ wieder zurück in die Präsenz zu können. (Dieser erste Eindruck, „endlich wieder zurück in die Präsenz zu können“ wurde in den folgenden Wochen in mehreren von uns betreuten Seminaren von der manchmal skurrilen Situation konterkariert, dass die Lehrperson alleine oder mit einer Studierenden vor Ort im Seminar war, während der Rest sich über Zoom zugeschaltet hatte.)

3. Während im Oktober bei den Studierenden noch einige Zuversicht bestand, das Praktikum in einer pädagogischen Einrichtung durchführen zu können, zeigte sich ab November im Kontext der steigenden Inzidenzen, dass viele angefragte pädagogische Einrichtungen keine Studierenden zu einem 30h Praktikum, das einen Umfang von mindestens 10 Tagen hat, aufnehmen wollten und insofern die Suche nach einem Praktikumsplatz eine entscheidende Hürde war.

Darüber hinaus liegen erste Daten aus der Begleitforschung vor, die darauf hindeuten, dass sich bei den Studierenden im Sommersemester 2021, im Unterschied zu den vorhergehenden Semestern, keine signifikante Veränderung der Einstellung zu Inklusion im Durchgang durch das Modul „Grundlagen der Inklusionspädagogik“ beobachten ließen. Die Veränderung der Einstellung ist aber u.a. ein Ziel des Moduls. Die Daten und vor allem die Frage nach den möglichen Gründen werden in den nächsten Monaten weiter ausgewertet und sollen publiziert werden (vgl. Entrich & Wagner 2022).

2. Wie können diese Ziele in das Leitbild Lehre der Universität eingeordnet werden in Bezug auf die Themen Forschungsorientierung, Tätigkeitsfeldorientierung und Persönlichkeitsbildung, interdisziplinäre und fachübergreifende Lehre, zielgruppenspezifische Lehre sowie Studierenden- und Kompetenzorientierung? Das Leitbild Lehre finden Sie unter

Der Bezug zum Leitbild Lehre liegt einerseits in der Tätigkeitsfeldorientierung und andererseits in der Studierenden- und Kompetenzorientierung.

A) Tätigkeitsfeldorientierung: Für das Tätigkeitsfeld Schule wird der Umgang mit Heterogenität und die Gestaltung von Inklusion zunehmend bedeutsam. In der Qualifikation der Lehramtsstudierenden geht es dabei einerseits um die Aneignung kategorialem wissenschaftlichen Wissens und andererseits um die Entwicklung spezifischer persönlicher Haltungen, um die im Tätigkeitsfeld Schule bestehenden Herausforderungen anzunehmen und diese zu gestalten. Das vorbereitende Seminar inkl. Praktikum und Auswertungsseminar nimmt diese Anforderung auf und unterstützt die Studierenden ihre Kompetenzen tätigkeitsorientiert weiter zu entwickeln.

B) Studierenden- und Kompetenzorientierung: Das Seminar ist handlungs- und erfahrungsorientiert angelegt und nimmt damit die Alltagsvorstellungen der Studierenden als Ausgangspunkt der Lehr-Lern-Gelegenheit. Die Lernaktivitäten im Seminar sind spezifisch auf die Handlungen im Praktikum und auf die kompetenzorientierten Prüfungsleistungen (u.a. Fallanalyse) ausgelegt. Die Kompetenzorientierung wird hochschuldidaktisch verstärkt über die vermittelnde Verschränkung von Lernpraktiken und Lerngegenstand, die im Seminar reflexiv transparent gemacht werden, umgesetzt.

3. Was konnten Sie konkret im Rahmen des Projekts umsetzen? Was wurde im Einzelnen gemacht? Bitte benennen Sie dabei auch die aus Ihrer Sicht förderlichen Aspekte und ggf. Hürden.

Im Rahmen des Projekts wurden

1) die onlinebasierte Lehre (synchron, asynchron, hybrid) weiterentwickelt und im Wintersemester auf ein Blended Learning Szenario (Präsenz- und Onlineanteile) übersetzt.

2) Es konnten im Rahmen des Projekts fast 50% der Studierenden für eine Lernbegleitung gewonnen werden und damit die Möglichkeit des Abschlusses des Moduls (Seminar & Praktikum) im Kontext der durch die Pandemie bedingten Einschränkungen deutlich erhöht werden.

Im Einzelnen

a) wurde das gesamte Seminar konzeptionell auf der Grundlage der Didaktik des selbstsorgenden Lernens (vgl. Forneck 2006) weiterentwickelt und über Moodle/Zoom und die damit verbundenen Tools umgesetzt, weiterhin

b) wurden themenbezogene Lernpfade, aus verschiedenen, aufeinander aufbauenden Lernaktivitäten bestehend, entworfen und implementiert sowie

c) eine Anlaufstelle für Studierende geschaffen, die diese bei der Suche nach einem Praktikumsplatz (Lernbegleitung) unterstützte.

Die im Rahmen des Projektes entwickelten konzeptuellen Szenarien und Methoden werden im Folgenden exemplarisch vorgestellt:

1) Die ersten beiden Lernaktivitäten des Lernpfad zur Heterogenität in seiner didaktischen Struktur und den darin eingesetzten Tools.

2) eine Lehreinheit, die im Wintersemester in der Präsenzlehre durchgeführt wurde (Fallanalyse).

Das Zusammenspiel der didaktisch strukturierten onlinegestützten Lernpfade, in denen der Lerngegenstand individuell bearbeitet wurde, wird mit den Fallanalysen, in denen kooperativ Praxissituationen, unter einem thematischen Fokus analysiert werden, dargelegt. Die Transformationskompetenz der Studierenden, also die Kompetenz, kategoriales Wissen fallspezifisch zu übersetzen, wurde in diesen Lernpfaden (weiter-) entwickelt. Darüber hinaus haben sowohl die asynchronen onlinegestützten Lernaktivitäten, wie auch die synchronen Lehr-Lern-Gelegenheit die Funktion als eine in das Seminar integrierte „Fingerübung“ für die zentralen zum Abschluss des Moduls zu realisierenden Prüfungsleistungen (theoretische Ausarbeitung & Fallanalyse).

Zu 1)

Die Studierenden, die am Seminar teilnehmen, befinden sich hauptsächlich in der ersten Hälfte des BA-Studiums. Aus diesem Grund werden in dem Lernpfad auch grundlegende akademische Kompetenzen thematisiert (Paraphrasieren, wissenschaftlich Argumentieren, Zitieren, bibliografische Konventionen).

Der entwickelte Lernpfad Heterogenität besteht aus vier Lernaktivitäten, die aufeinander aufbauen.

Verbunden mit einem Hinweis auf die zu erwartende Bearbeitungsdauer haben die Studierenden in der ersten Lernaktivität die Gelegenheit, sich ihr Vorverständnis zu Heterogenität bewusst zu machen und dieses mit einer Alltagssituation zu verknüpfen.

Abbildung 1

Die Studierenden gehen von diesem Startpunkt aus in die erste Lernaktivität, die wie in Abb. 1 vorgestellt strukturiert wurde.

Damit wird einerseits beschrieben, was (materiale Dimension des Lernprozesses) wie (formale Dimension des Lernprozesses) in der Lernaktivität zu tun ist und darüber hinaus wird schriftlich versucht die lernende Bearbeitung der Lernaktivität den Studierenden sowohl inhaltlich (Relevanz des Themas) wie auch formal (Lernpraktik) plausibel zu machen.

Die Studierenden werden dann aufgefordert, die Ergebnisse schriftlich in Moodle zu fixieren, bevor sie die zweite Lernaktivität aufnehmen konnten.

In der zweiten Lernaktivität wird an die Erste angeknüpft, indem zu der durch Vor- und Alltagswissen entwickelte Definition von Heterogenität, nun eine sozialwissenschaftliche Perspektive eingeführt wird. Diese kontrastierende/differenzierende Perspektive ermöglicht den Studierenden einen sozialwissenschaftlich begründeten Blickwinkel auf Heterogenität.

In dieser Lernaktivität geht es inhaltlich um die Wahrnehmung einer sozialwissenschaftlich begründeten Definition von Heterogenität, die erstens historisch und fachlich kontextualisiert erscheint, zweitens sichtbar macht, dass auch andere „Fassungen“ von Heterogenität vorliegen und drittens eine konkrete sozialwissenschaftliche Perspektive vorstellt.

Auf der Ebene der Lernpraktik geht es darum, dieses kurze Zitat zu verstehen und in eigenen Worten, bei Erhalt der relevanten Informationen, umzuformulieren (Paraphrase). In Bezug auf die Lernpraktik konnte so im Anschluss, während der folgenden Präsenzsitzung, die Bedeutung und Funktion dieser spezifischen wissenschaftlichen Praktik thematisiert werden.

In Bezug auf den Lerninhalt hatte die onlinebasierten Lernaktivitäten 1 & 2 die Funktion die Lernaktivität 3 (Präsenz) vorzubereiten, in der die sozialwissenschaftlich begründete Vorstellung von Heterogenität kooperativ weiter differenziert wurde. Mit dieser Grundlage konnte die asynchrone Lernaktivität 4 umgesetzt werden, die zugleich die Funktion einer „Fingerübung“ für einen Aspekt der im Rahmen des Seminars zu erbringenden Prüfungsleistungen hat. In dieser erarbeiten die Studierenden den Heterogenitätsbegriff schriftlich in einer kurzen „theoretischen Ausarbeitung“.

Im ersten Durchgang (Sommersemester 2021) erhielten die Studierenden zu den theoretischen Ausarbeitungen ein individuelles Feedback durch die im Projekt beschäftigten SHKs. Im zweiten Durchgang (Wintersemester 2021/22) wurde das Feedback umgestellt auf ein „automatisiertes“ Verfahren. Dazu wurde auf das „Essay“-Tool in Moodle zurückgegriffen, mit dem es möglich ist, automatisiert zu prüfen, ob bestimmte Begriffe (und mögliche Äquivalente) im Text vorkommen. Neben dieser eher eingeschränkten Rückmeldung wurden die Ausarbeitungen gesichtet, um ein exemplarisches Sammelfeedback zu geben, das im Seminar vorgestellt wurde, in Zukunft aber über ein videogestütztes Feedback realisiert werden soll.

Abbildung 2

Zu 2) Fallanalyse

Auf die individuelle Auseinandersetzung folgt dann in der folgenden Präsenzsituation (wobei die Umsetzung im Sommersemester 2021 über Zoom und im Wintersemester 2021/22 in Vorort-Präsenz umgesetzt wurde) eine kooperativ realisierte Fallanalyse. Dazu wird eine Fallvignette eingesetzt, die geeignet erscheint, um den Themenfokus ‚Heterogenität‘ zu bearbeiten.

Phase

Ablauf

Interventionsgruppe

 

Einstieg

 

5‘

 Der Dozent*die Dozentin stellt den Ablauf der Sitzung und die Lernziele vor

 Kurzer Rückblick auf die vergangene Sitzung und (individuelle) Lektüre

 

 

Arbeitsphase 1

 

 

40‘

Fallbeispiel „Buntstift“ (5min)

❏ TN lesen das FB „Buntstift“

 

Fallspezifische Diskussion

❏ Studierende diskutieren die Leitfragen in Kleingruppen (4 Personen) (20min)

❏ Anschließend folgt eine zusammenfassende Diskussion im Plenum (20min)

 

Leitfragen zum FB „Buntstift“

Wie lässt sich die Situation beschreiben?

❏ Wer ist in welcher Weise an der Interaktion beteiligt? Wer reagiert wie auf wen/auf was? (Achten Sie auf verbale & nonverbale Kommunikation)

Was zeigt sich in der Art und Weise der wechselseitigen Reaktionen?

Wie stellt sich die Situation jeweils aus Sicht der Beteiligten dar, wenn Sie sich in die Perspektiven hineinversetzen? Welche Gedanken, Gefühle und Impulse kommen Ihnen in den Sinn?

 

Wie lässt sich die Situation unter Bezugnahme auf das Thema Heterogenität einordnen und interpretieren?

Welche Heterogenitätsdimensionen tauchen in der Situation auf und welche erscheint Ihnen bedeutsam?

Welche Argumente (pro/contra) lassen sich im Hinblick auf die Frage denken, ob in dem Fallbeispiel ein gelingender Umgang mit Heterogenität festgestellt werden kann?

 

 

 

Arbeitsphase 2

 

 

35‘

Allgemeine Diskussion

❏ Studierende diskutieren die Leitfragen in Kleingruppen (4 Personen) (15min)

❏ Anschließend folgt eine zusammenfassende Diskussion im Plenum (20min)

 

Leitfragen

Stellen Sie sich vor, Sie absolvieren das Praktikum in einem pädagogisch-psychologischen Handlungsfeld:

❏ Welche Heterogenitätsdimensionen könnten hier eine Rolle spielen?

❏ Welche Aspekte kennzeichnen einen gelingenden Umgang mit Heterogenität in pädagogisch-psychologischen Handlungsfeldern?

❏ Wie würde sich aus Ihrer Sicht ein nicht gelingender Umgang mit Heterogenität in pädagogisch-psychologischen Handlungsfeldern auszeichnen?

❏ Vor dem Hintergrund der Diskussion: Was halten Sie von der Aussage „In der Kita sollen die Kinder Deutsch sprechen, damit die Kinder schneller und besser die Sprache lernen, die sie später in der Schule benötigen.“?

❏ Welche Schlussfolgerung können Sie aus der Diskussion mitnehmen?

 

Zusammenfassung und Abschluss

Dozierende Person fasst die Ergebnisse der Sitzung am Ende zusammen und stellt die Beziehung zu den folgenden Lernaktivitäten her. (10min)

Zur Verdeutlichung die eingesetzte Fallvignette:

Bei dem folgenden Fallbeispiel handelt es sich um eine Situation, die von einer Studentin*einem Studenten im Rahmen des PppHs erlebt und dokumentiert wurde.

Ein Fallbeispiel aus dem Praktikum (Kita)

„Der Morgenkreis ist gerade beendet, die Kinder beschäftigen sich selbstständig: Einige spielen mit Bauklötzen, andere sitzen am Tisch und malen, wiederum andere bauen eine Höhle mit Decken.

Ein Junge (Aman, 3 Jahre) sitzt am Tisch und malt ein Bild. Es ist bekannt, dass Aman zu Hause mit seinen Eltern Englisch spricht. Die Erzieherin geht auf Aman zu und fragt ihn: „Aman, mit welcher Farbe malst du gerade?“ Aman hört auf zu malen, legt den gelben Buntstift hin und schaut die Erzieherin an. Er antwortet jedoch nicht. Die Erzieherin fragt ihn erneut, dieses Mal etwas langsamer: „Mit welcher Farbe malst du gerade?“ Aman sagt wieder nichts.

Nun nimmt sich die Erzieherin den gelben Stift und fragt: „Welche Farbe ist das?“ Aman gibt einen sehr leisen Ton von sich. Die Erzieherin geht in die Hocke und schaut den Jungen an: „Kannst du das nochmal sagen?“ Aman antwortet nun hörbar: „Yellow“ Die Erzieherin sagt für einen kurzen Moment nichts, dann lächelt sie: „Ja genau! Und was ist das für eine Farbe?“ Sie hält einen roten Stift hoch. Ohne zu zögern sagt Aman deutlich: „Red.“

Mit den durch die Dozierenden begleiteten Gruppendiskussionen und den Austausch im Plenum werden sogenannte „Wissensplattformtreffen“ realisiert. Es wird in diesen Situationen sichtbar, ob und inwieweit die Studierenden in der Lage sind das zuvor angeeignete theoretische Wissen auf konkrete Fälle hin zu übersetzen. Den Dozierenden wird so transparent auf welchem Niveau die Studierenden sich bewegen und können ggf. entsprechend kommunikativ intervenieren, z.B. indem sie modellhaft anzeigen, wie Theorie und Praxis sich hier aufeinander beziehen lassen.

Darüber hinaus wird die Präsenzsituation dazu genutzt, die praktische Bedeutung dieser Transformationskompetenz, also Praxis professionell verstehen und analysieren zu können, erfahrbar und zugleich deren Bedeutung für die Prüfungsleistungen sichtbar zu machen.

Hürden in diesem Kontext sind, die unterschiedlichen Formate in den verschiedenen Fachbereichen, die bei den Studierenden zu einer Verunsicherung führten. Konkrete methodische Hürden sind durch das entwickelte Format von selbstsorgenden Lernaktivitäten und digitalbasierten Tools nicht entstanden. Eher im Gegenteil, die selbstorganisierten Studierenden zeigten eine ausgeprägte Bereitschaft, digitale Tools als Erweiterung ihrer eigenen Lerntechniken zu begreifen. Dieser förderliche Aspekt ermöglichte die zielgerichtete Weiterentwicklung im Projekt.

4. Wie sind die Studierenden mit den (neuen) Methoden, Konzepten oder Szenarien umgegangen?

Der Wahrnehmung der im Modul Lehrenden nach wurden die Neuerungen insgesamt gut angenommen. Gleichwohl stießen wir auf eine insgesamt durchaus gemischte Rezeption des Angebots.

Da die Evaluation in den Seminaren einen qualitativen Charakter hatte, lassen sich keine genauen prozentualen Angaben machen. Aber aus den internen Auswertungsgesprächen (die Lehrenden treffen sich wöchentlich für eine Stunde zu einem didaktischen Austausch zum Seminar) lässt sich ableiten, dass ein Teil der Studierenden auf Schwierigkeiten in der Selbstorganisation (Einteilung der Zeit für die onlinebasierten Lernaktivitäten) und im Hinblick auf die Selbstregulation (Disziplin und Konzentration) hinwies.

Der weitaus größere Teil der Studierenden ist mit der Anlage der Lernaktivitäten in themenspezifischen Lernpfaden sehr gut zurechtgekommen („Mir hat sehr geholfen, dass es immer auch Hinweise gab, wie ich mit einem Text umgehen kann“, „Gerade wenn ich zuhause gearbeitet habe, war es hilfreich, dass mir in den Lernaktivitäten immer wieder sichtbar gemacht wurde, worum es gerade geht und warum ich etwas machen soll.“).

Im Besonderen scheint für die Studierenden der Wechsel der asynchronen und synchronen Lernphasen bedeutsam zu sein („Ich habe mich immer auf die Präsenzeinheiten gefreut. Da konnte ich auch mal wieder mit anderen Studierenden sprechen und sehen wo ich stehe.“).

Ausgehend von den Rückmeldungen weist einiges auf die Bedeutung der Atmosphäre im Seminar hin. Wenn es den Lehrenden gelingt, eine Atmosphäre zu schaffen in der die Studierenden realisieren, dass sie als Lernende sprechen können, dann zeigt sich eine deutlich größere Bereitschaft der Studierenden, sich aktiv am fachlichen Diskurs zu beteiligen.

5. Fazit und Ausblick: Welchen Stellenwert hat das Projekt für Ihre zukünftige Lehre bzw. für die Lehre in Ihrem oder in anderen Bereichen?

Das Projekt hat für die zukünftige Lehre im Modul eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Auch im Sommersemester 2022, arbeiten wir mit der im Rahmen des Projekts entwickelten didaktischen Struktur weiter.

Dabei greifen wir auch weiterhin auf die entwickelten onlinebasierten Lernpfade zurück, die aber an die veränderte Studiensituation (Voll-Präsenz) angepasst werden. Das bedeutet, dass diese entweder im Umfang reduziert werden und zur Nach- und/oder Vorbereitung einer Präsenzsitzung eingesetzt werden oder auch wieder ganz in ein Präsenzformat rückübersetzt werden.

Darüber hinaus zielen wir, vorausgesetzt wir bekommen eine positive Rückmeldung durch den Studiendekan, auf eine potenziell flexiblere Gestaltung der Lehrangebote. Da das Seminar pro Semester etwa 14-15 Mal angeboten wird, planen wir für die verschiedenen studentischen Bedürfnisse (Lebens-, Arbeits- und Studiensituation) spezifische Seminarformate zu entwickeln. Klassische Vollpräsenzseminare (etwa 2/3 der Angebote) mit zwischen den Seminarsitzungen positionierten onlinebasierten Lerngelegenheiten, Blended-Learning-Angebote, mit denen eine etwa zweiwöchige onlinebasierte Lernphase mit (Vorort-) Präsenzphasen wechselt bis hin zu onlinebasierten Seminarformaten, in denen die Studierenden am Seminar teilnehmen können ohne Vorort sein zu müssen.

Ein weiterer Grund für die Verstetigung dieses Lehrprojektes, wäre auch dass die Studierenden für sich selbst erfahrbar machen, wie digital organisierte Lehrformate in der Lernpraxis umgesetzt werden. Dies ermöglicht den Studierenden einen differenzierteren Blick auf die Digitalisierung im Schulkontext.